Regelmäßig finden in Einrichtungen Entwicklungsgespräche statt. Die Fachkräfte setzen sich mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten zusammen und tauschen sich gleichberechtigt aus:
- Wo sehen die Erwachsenen die Stärken des Kindes?
- In welchem Bereich hat ein Kind Entwicklungsschritte vollzogen?
- Welche Ideen gibt es zur weiteren Begleitung und Förderung des Kindes?
Mindestens einmal im Jahr sollte ein Entwicklungsgespräch stattfinden.
Ein Kitaleitung aus Berlin hat mir vor längerer Zeit erzählt, dass Ihr Team bei Entwicklungsgesprächen auch immer das jeweilige Kind beteiligt. Das war neu für mich und ich habe genauer nachgefragt.
Wie genau kann eine Beteiligung der Kinder im Entwicklungsgespräch aussehen?
In der beschriebenen Kita erzählt die Fachkraft dem Kind einige Tage vor dem Stattfinden des Austausches, dass die Erzieherin/der Erzieher bald ein gemeinsames Gespräch mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten hat. Dem Kind wird erklärt, dass es darum geht, wie es dem Kind in der Kita geht, was das Kind gerne mag, was es schon gelernt hat und was das Kind noch lernen möchte. Anschließend wird das Kind gefragt, was es selbst zu diesen Punkten denkt. Eine große Hilfe sind hier die Ich-Bücher / Portfolios / Sprachlerntagebücher oder Entwicklungsdokumentationen der Kinder.
Worüber ist das Kind besonders stolz? Was macht das Kind gern und oft in der Kita? Gibt es etwas, was das Kind gerne öfter machen oder was es gern besser können würde? Im besten Fall gibt es zu diesen Fragen passende Fotos, Zeichnungen, Kinderwerke oder auch Originalzitate des Kindes. Diese werden mit Klebezetteln markiert, so dass die Seiten später schnell zu finden sind.
Gibt es dazu noch keine Fotos oder andere Dokumentationen, kann die Fachkraft gemeinsam mit dem Kind Antworten formulieren, aufschreiben und ggf. durch Zeichnungen des Kindes ergänzen.
Nächster Schritt ist die Frage an das Kind, ob es bei dem Erwachsenengespräch für eine kurze Zeit dabei sein möchte, um den Eltern die markierten Portfolioseiten zu zeigen und zu erklären. In der Regel sind die Kinder sehr stolz, wenn sie derart beteiligt werden und ihre Entwicklungsschritte selbst aufzeigen können. Sind Kinder im Setting Elterngespräch sehr zurückhaltend, können die Fachkräfte bei Zustimmung des Kindes unterstützen. Natürlich ist es auch okay, wenn ein Kind am Entwicklungsgespräch nicht teilnehmen möchte.
Das Kind wird im Entwicklungsgespräch für die letzten 10 oder 15 Minuten eingeladen.
Es bringt dazu das Portfolio- oder Sprachlerntagebuch mit und sagt dann etwas zu den markierten Seiten. Die Eltern können natürlich nachfragen und ihr Erstaunen, ihre Begeisterung oder auch ihren Stolz zeigen. Nach den 15 Minuten wird das Entwicklungsgespräch dann für alle Beteiligten beendet und alle gemeinsam verlassen den Raum.
Nach mehreren Jahren der Beteiligung der Kinder am Entwicklungsgespräch sind die Erfahrungen des Berliner Teams sehr positiv. Hier einige Rückmeldungen der Fachkräfte:
- Bisher wollten fast alle Kinder mit dabei sein
- Voller Stolz werden die Dokumentationen gezeigt und detailliert beschrieben
- Die Eltern erleben hautnah, warum Dokumentationen wichtig sind und was diese für Einfluss auf das Selbstbewusstsein der Kinder haben
- Die Kinder fragen oftmals, wann wieder ein Gespräch stattfindet und markieren sich selbst im Vorfeld Seiten, die sie zeigen wollen
- Manche Kinder legen mehr Wert darauf, dass von Aktionen, Lernerfolgen oder für sie wichtige Ereignisse Fotos gemacht werden, damit sie im Portfoliobuch dokumentiert und abgeheftet werden können.
Ab welchem Alter bzw. Entwicklungsstand Kinder beteiligt werden können, entscheidet ihr als Fachkräfte selbst. Auch kann das Gespräch einen anderen Namen als „Entwicklungsgespräch“ bekommen. Ganz spontan fällt mir z.B. „Könnergespräch“, „Stärkengespräch“ oder einfach das „Name des Kindes – Gespräch“ ein. Bestimmt habt ihr oder haben die Kinder noch weitere, gute Ideen.
Beitrag: Heike von kitakram