{"id":2159,"date":"2010-04-07T10:08:32","date_gmt":"2010-04-07T08:08:32","guid":{"rendered":"http:\/\/kitakram.de\/wordpress\/der-lebensraum-baum-wie-kinder-sich-mit-heimischen-baumarten-beschaeftigen-koennen\/"},"modified":"2010-04-07T10:08:32","modified_gmt":"2010-04-07T08:08:32","slug":"der-lebensraum-baum-wie-kinder-sich-mit-heimischen-baumarten-beschaeftigen-koennen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kitakram.de\/der-lebensraum-baum-wie-kinder-sich-mit-heimischen-baumarten-beschaeftigen-koennen\/","title":{"rendered":"Der Lebensraum Baum \u2013 wie Kinder sich mit heimischen Baumarten besch\u00e4ftigen k\u00f6nnen"},"content":{"rendered":"

Ein Artikel von Peter Schreiber<\/strong>
\nRichtig aufgefallen ist die alte Eiche auf dem Spielplatz erst, als sie auf einmal nicht mehr da war.
\nWo vorher ein gro\u00dfer, im Sommer schattenspendender Baum stand, ist nun eine L\u00fccke. \u00dcber Nacht hat ein Sturm den alten Baum umgeworfen. Die Kinder stehen staunend am Fenster und sehen zu, wie die Eiche zers\u00e4gt und abtransportiert wird.
\nLisa entdeckt als Erste, dass der Baumstamm Rillen aufweist, die rund und in mehreren Lagen zu sehen sind. \u201eDas sind die Jahresringe!\u201c, wei\u00df Tom. \u201eJeder Ring steht f\u00fcr ein Jahr.\u201c
\nFasziniert betrachten die Kinder die Ringe und schnell wird klar, dass der Baum sehr, sehr alt war.
\nWie alt aber k\u00f6nnen Eichen werden? Warum ist dieser Baum umgefallen? Wo wohnen die V\u00f6gel nun? Was f\u00fcr Tiere leben \u00fcberhaupt in und auf einem Baum?
\nErste Anlaufstelle f\u00fcr diese und weitere Fragen sind die P\u00e4dagogen vor Ort. Aber auch f\u00fcr diese ist es oftmals nicht einfach, B\u00e4ume sicher zu bestimmen und genaue Auskunft \u00fcber ihren Lebensraum zu geben.<\/p>\n

\nWas ist das eigentlich, ein Baum?<\/strong>
\n
\nObwohl die meisten B\u00e4ume zu beeindruckender Gr\u00f6\u00dfe wachsen k\u00f6nnen, spielt sich ihr Leben in drei nur sehr d\u00fcnnen Schichten ab. Diese liegen direkt unter der Borke, und bilden einen feuchten Mantel um das tote Kerngeh\u00e4use. Unabh\u00e4ngig davon, welche Gr\u00f6\u00dfe ein Baum erreicht, sein belebter Teil besteht nur aus einigen wenigen Kilogramm lebendem Gewebe.
\nDiese drei Schichten, Phloem, Xylem und Kambium sind unter anderem daf\u00fcr zust\u00e4ndig, das Wasser aus dem Boden zu ziehen, je nach Baum kann das bis \u00fcber 1000 Liter am Tag sein.
\nZu den am h\u00e4ufigsten in Deutschland vorkommenden Baumarten geh\u00f6ren unter anderem die Eiche, Buche, Erle sowie die Tanne. <\/p>\n

Das Alter<\/strong>
\nDas Alter eines Baumes l\u00e4sst sich leicht anhand der Jahresringe herausfinden; jeder Ring steht dabei f\u00fcr ein Jahr. Leider ist diese Methode nur an gef\u00e4llten B\u00e4umen m\u00f6glich. Um das Alter lebendiger B\u00e4ume herauszufinden, gen\u00fcgt allerdings ein einfaches Ma\u00dfband; da B\u00e4ume mehr oder minder gleichm\u00e4\u00dfig wachsen l\u00e4sst sich anhand des Stammumfanges das Alter relativ genau errechnen. Der durchschnittliche Zuwachs eines ausgewachsenen Baumes betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 2 Zentimeter pro Jahr. Gemessen wird ca. einen Meter \u00fcber dem Boden.<\/p>\n\n\n\n\n\n
Standort<\/strong><\/td>\nUmfang<\/strong><\/td>\nUngef\u00e4hres Alter<\/strong><\/td>\n<\/tr>\n
Freistehend<\/td>\n2,5 Meter<\/td>\n100 Jahre<\/td>\n<\/tr>\n
Dicht bewachsendes Gebiet, Wald<\/td>\n2,5 Meter<\/td>\n200 Jahre<\/td>\n<\/tr>\n
Mittel bewachsendes Gebiet, Stra\u00dfenb\u00e4ume<\/td>\n2,5 Meter<\/td>\n150 Jahre<\/td>\n<\/tr>\n<\/table>\n

Nat\u00fcrlich ist das Wachstum und damit die j\u00e4hrliche Zuwachsrate des Stammumfanges von sehr vielen verschiedenen, aber oftmals einander bedingende Faktoren abh\u00e4ngig (Baumart, Klima, N\u00e4hrstoffversorgung, Wasserversorgung, Licht), daher k\u00f6nnen diese Werte nur sehr grobe Sch\u00e4tzungen sein. Oftmals ist eine genauere Auskunft \u00fcber G\u00e4rtnereien oder das Gartenbauamt der Stadt zu bekommen. <\/p>\n

Die Rinde<\/strong>
\nDie Rinde eines Baumes gibt immer wieder Anlass zu staunen: Die gefurchte, beinahe k\u00fcnstlerisch anmutende Struktur l\u00e4sst sich erf\u00fchlen und ertasten. Man kann mit den Fingern die Furchen im Stamm nachziehen und ein Gef\u00fchl f\u00fcr die Festigkeit bekommen. Die Rinde ist von Baumart zu Baumart verschieden. <\/p>\n\n\n
<\/td>\n<\/td>\n<\/td>\nRinde eine Kastanie (Links), einer Tanne (Mitte) und eines Obstbaumes (Rechts)<\/td>\n<\/tr>\n<\/table>\n\n\n
Um Vergleiche anzustellen, lassen sich einfach Rindenabdr\u00fccke herstellen.<\/strong>
\nEin St\u00fcck Papier wird mit Bindfaden an einem ausgesuchten St\u00fcck Baum befestigt. Mit einem Wachsmalstift wird dann vorsichtig, aber kr\u00e4ftig \u00fcber das Papier gerubbelt, bis die Struktur sichtbar wird. Vergleichen wir auf diese weise Birkenrinde mit der einer Tanne, werden wir einige Unterschiede hinsichtlich der Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit bemerken. Die so erstellten Rindenbilder lassen sich hervorragend auf unserem Forschertisch<\/strong> ausstellen; warum nicht vier oder f\u00fcnf verschiedene Bilder zu einer Collage zusammenf\u00fcgen?<\/td>\n
<\/td>\n<\/tr>\n<\/table>\n

Die Bl\u00e4tter<\/strong>
\nDie leuchtenden Bl\u00e4tter sind im Herbst besonders beliebt bei Kindern. Das in den Bl\u00e4ttern vorhandene gelbe und blau-gr\u00fcne Chlorophyll ist daf\u00fcr verantwortlich. W\u00e4hrend das blau-gr\u00fcne Chlorophyll im Herbst durch die Blattadern in den Baum zur\u00fcckwandert, bleibt nur das gelbe Chlorophyll im Blatt zur\u00fcck und sorgt f\u00fcr die charakteristischen Herbstfarben. In einem chemischen Umwandlungsprozess, bei dem Sauerstoff eine gro\u00dfe Rolle spielt, werden die Zellen der Bl\u00e4tter rot gef\u00e4rbt. Nun gesammelte und gepresste Bl\u00e4tter lassen sich gut f\u00fcr farbenfrohe Collagen<\/strong> verwenden.<\/p>\n

Das Jahr<\/strong>
\nSpannend kann es sein, einen ausgew\u00e4hlten Baum \u00fcber ein ganzes Jahr zu begleiten.
\nDaf\u00fcr lohnt es sich, ein eigenes Dokumentationsbuch anzulegen<\/strong>. Wird f\u00fcr jeden Monat ein Eintrag angelegt, gibt das Buch nach einem Jahr einen hervorragenden Eindruck von dem wechselhaften Aussehen des Baumes. Der Kreativit\u00e4t sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt; Zeichnungen, Fotos, gepresste Bl\u00e4tter eines jeden Monates, Rindenabdr\u00fccke, Texte, die die Eindr\u00fccke der Kinder festhalten und vieles mehr ist m\u00f6glich.
\nMit am Eindr\u00fccklichsten sind nat\u00fcrlich Fotos; wird \u00fcber ein ganzes Jahr m\u00f6glichst immer aus derselben Perspektive fotografiert, zeigen die Bilder deutlich die Ver\u00e4nderungen. Neben den verschiedenen Farben werden auch Ver\u00e4nderungen im Wachstum, in der Ausbreitung der \u00c4ste sowie in der Stammstruktur erkennbar sein. Sicher lassen sich Vogelnester ebenso finden, wie ab und zu ein Wespennest (Vorsicht!), Spechtspuren oder auch ein Sch\u00e4dlingsbefall durch Insekten oder Pilze. Je nach Lage lassen sich Eichh\u00f6rnchen, V\u00f6gel, M\u00e4use und vieles mehr entdecken.
\nDer Baum wird dabei als \u00d6kosystem erfahr \u2013 und erforschbar, das vielen Lebenswesen einen wichtigen Lebensraum bietet. Von den Wurzeln bis zur Baumkrone wimmelt der Baum von Leben. <\/p>\n

Beobachtungen<\/strong>
\n\u00dcber die kontinuierliche Beobachtung lassen sich die Ver\u00e4nderungen am Baum f\u00fcr Kinder sehr gut erfahrbar machen. Zugleich ist es auch eine Auseinandersetzung mit der n\u00e4heren Umwelt, mit Wettereinfl\u00fcssen und den Jahreszeiten. Kinder haben so die wichtige M\u00f6glichkeit, unmittelbare Umwelterfahrungen zu machen und diese in einen gr\u00f6\u00dferen Kontext zu setzen.
\nSie bekommen bei dieser Besch\u00e4ftigung einen Eindruck von der Bedeutung eines Baumes als \u00d6kosystem und k\u00f6nnen so ein Gesp\u00fcr f\u00fcr die Sch\u00f6nheit der Natur bekommen. Nur was wahrgenommen und wertgesch\u00e4tzt wird, kann auch als sch\u00fctzenswert betrachtet werden. Indem Kinder die Gelegenheit bekommen, die Natur auf spannende und spielerische Weise kennenzulernen, wird ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz getan. <\/p>\n