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Die F\u00f6rderung der phonologischen Bewusstheit in Kindertagesst\u00e4tte und Elternhaus<\/h2>\n

Ein Artikel unserer Kooperatinspartnerin Elisabeth Schmitz, Sprachheillehrerin, Dipl. P\u00e4dagogin und Kinderbuchautorin<\/p>\n

Was das Lesen- und Schreibenlernen angeht, beginnt das Kind mit dem Schuleintritt nicht bei Null. Vielmehr bringt es Grundfertigkeiten und \u2013f\u00e4higkeiten mit, die wesentlich dar\u00fcber entscheiden, wie gut und wie schnell es die Schriftsprache erwirbt.<\/p>\n

Diese sog. Vorl\u00e4uferf\u00e4higkeiten f\u00fcr Lesen und Rechtschreiben sind nach K\u00fcspert (2001)<\/p>\n

\n
• Intelligenz,<\/li>\n
• fr\u00fche Schriftkenntnis,<\/li>\n
• visuelle Aufmerksamkeit,<\/li>\n
• Ged\u00e4chtnis,<\/li>\n
• phonologische Bewusstheit.<\/li>\n<\/ul>\n

  Dabei nimmt die phonologische Bewusstheit eine besondere Rolle ein, denn sie ist die Vorl\u00e4uferf\u00e4higkeit mit dem gr\u00f6\u00dften Voraussagewert f\u00fcr den Erfolg beim Lesen- und Schreibenlernen: Je besser bei einem Kind die phonologische Bewusstheit ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieses Kind ohne gr\u00f6\u00dfere Probleme Lesen und Rechtschreiben erlernen wird.
  \nZudem haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass regelm\u00e4\u00dfig durchgef\u00fchrte \u00dcbungen die F\u00e4higkeiten der Kinder im Bereich der phonologischen Bewusstheit nachhaltig f\u00f6rdern und damit die Chancen auf einen erfolgreichen Schriftspracherwerb vergr\u00f6\u00dfern.
  \nEs erscheint aus diesem Grunde sinnvoll, entsprechende F\u00f6rderma\u00dfnahmen in den Kita-Alltag sowie in den h\u00e4uslichen Alltag aufzunehmen.
  \nWas aber ist phonologische Bewusstheit? Wann erwirbt ein Kind entsprechende F\u00e4higkeiten? Und auf welche Weise kann die F\u00f6rderung der phonologischen Bewusstheit in den Kita-Alltag integriert werden?
  \nIch werde im Folgenden versuchen, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.<\/p>\n

  <\/h2>\n

  Phonologische Bewusstheit: Was ist das?<\/h2>\n

  Unter phonologischer Bewusstheit versteht man die F\u00e4higkeit, Einblick in den lautlichen Aufbau der Sprache zu gewinnen. (Barth, 2001)
  \nUm Lesen und Rechtschreiben zu erlernen, m\u00fcssen Kinder erkennen k\u00f6nnen, dass die Sprache aus lautlichen Einheiten besteht. Sie m\u00fcssen sich dazu, unabh\u00e4ngig vom Inhalt, den lautlichen und strukturellen Aspekten der Sprache zuwenden. So hat ein Kind phonologische Bewusstheit entwickelt, wenn es z. B. erkennt, dass das Wort Maus mit dem gleichen Anfangslaut beginnt wie sein Vorname (z. B. Martin). (vgl. Barth ebenda)
  \nDie phonologische Bewusstheit entwickelt sich schrittweise \u00fcber das Erkennen gr\u00f6\u00dferer Einheiten , z. B. Silben, hin zum Begreifen der kleinsten Einheiten der Sprache, den Lauten (Phonemen).
  \nMan unterscheidet deshalb zwischen der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne und der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne.<\/p>\n\n\n\n

  <\/td>\n<\/tr>\n<\/tbody>\n<\/table>\n Die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne bildet dabei die Grundlage, auf der sich die phonologische Bewusstheit in engeren Sinne entwickelt.<\/p>\n <\/h2>\n Wann erwirbt ein Kind phonologische Bewusstheit?<\/h2>\n Fragen Sie ein 3-j\u00e4hriges Kind, welches Wort l\u00e4nger ist, das Wort \u201eB\u00e4r\u201c oder das Wort \u201eEichh\u00f6rnchen\u201c, wird sich das Kind mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit f\u00fcr das Wort \u201eB\u00e4r\u201c entscheiden. F\u00fcr Kinder dieses Alters stehen die inhaltlichen Aspekte der Sprache im Vordergrund: Der B\u00e4r ist gro\u00df, das Eichh\u00f6rnchen ist klein. Formale Aspekte, die Tatsache also, dass das Wort \u201eB\u00e4r\u201c aus 3 Lauten bzw. aus einer Silbe, das Wort \u201eEichh\u00f6rnchen\u201c aus 12 Lauten bzw. 3 Silben besteht, spielen f\u00fcr Kinder in diesem Alter in der Regel noch keine Rolle. \nDagegen k\u00f6nnen Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren bereits recht gut mit Reimen umgehen und auch das Klatschen von Silben gelingt. Schon sehr fr\u00fch entwickelt sich also die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne. Sie ist eng verbunden mit Sprachwahrnehmungsleistungen, die den Kindern aus verschiedenen Spielhandlungen vertraut sind, z. B. Kinderversen, Abz\u00e4hlreimen und Rhythmusspielen.<\/p>\n Aufbauend auf der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne entwickelt sich in der Regel im letzten Jahr vor der Einschulung bei den Kindern die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne, also die Bewusstheit um die kleinsten Einheiten der gesprochenen Sprache, die Laute. Vielen Kindern gelingt nun die Analyse von Anlauten bereits recht gut, einigen wenigen auch schon das Zusammenschlie\u00dfen von einzeln vorgesprochenen Lauten zu einem Wort. Diese lautanalytischen und \u2013synthetischen F\u00e4higkeiten entwickeln sich dann im Verlaufe des ersten Grundschuljahres sehr schnell. (vgl. Bahr, ebenda)<\/p>\n\n\n\n <\/td>\n<\/tr>\n<\/tbody>\n<\/table>\n <\/h2>\n M\u00f6glichkeiten der F\u00f6rderung phonologischer Bewusstheit im Kita-Alltag<\/h2>\n Der Schwerpunkt der Arbeit in der Kita und, so meine ich, auch im h\u00e4uslichen Bereich liegt in der Schulung der phonologischen Bewusstheit im weiteren Sinne. Die meisten Kinder haben viel Spa\u00df an Reimspielen und an Klatschspielen, bei denen sie W\u00f6rter in Silben zerlegen: Ganz spielerisch werden hier grundlegende Einsichten in die Struktur der Sprache vermittelt. \u201eEs ist schon verwunderlich, dass im Grunde unsere Ur-Ur-Urgro\u00dfm\u00fctter und -v\u00e4ter schon diese Kinderreime und Silbenspiele mit ihren Kindern gespielt haben, die Wissenschaft aber erst in den letzten zwei Jahrzehnten die Bedeutung dieser Spiele f\u00fcr das Lesen- und Schreibenlernen nachgewiesen hat.\u201c (Bahr, ebenda) \nHinzukommen sollten Spiele, die das bewusste Hin- und Zuh\u00f6ren \u00fcben, die also geeignet sind, beim Kind eine Lausch- und Horchhaltung hervorzurufen: Erw\u00e4hnt seien hier \u201eHorchspazierg\u00e4nge\u201c, Spiele zum Erkennen von Alltagsger\u00e4uschen, \u00dcbungen mit einer Klangschale u. v. m..<\/p>\n \u00dcbungen zur Schulung der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne sollten erst im letzten Kindergartenhalbjahr vor der Einschulung durchgef\u00fchrt werden.<\/p>\n Dazu finden sich auf dem Markt mittlerweile unterschiedliche F\u00f6rderprogramme. Beispielhaft sollen an dieser Stelle zwei Programme erw\u00e4hnt werden.<\/p>\n Das wohl bekannteste Trainingsprogramm zur F\u00f6rderung der phonologischen Bewusstheit ist das 1999 von Schneider \/ K\u00fcspert ver\u00f6ffentlichte W\u00fcrzburger Trainingsprogramm \u201eH\u00f6ren, Lauschen, Lernen, Sprachspiele f\u00fcr Kinder im Vorschulalter\u201c. \nEs besteht aus sechs inhaltlich aufeinander aufbauenden \u00dcbungseinheiten mit insgesamt 57 Sprachspielen. Das Trainingsprogramm wird im letzten Kindergartenhalbjahr von Erzieherinnen durchgef\u00fchrt. Es erstreckt sich \u00fcber insgesamt 20 Wochen mit t\u00e4glichen ca. 10-min\u00fctigen Sitzungen (K\u00fcspert & Schneider, 1999).<\/p>\n In verschiedenen wissenschaftlichen Studien konnte belegt werden, dass sich die phonologische Bewusstheit durch das W\u00fcrzburger Trainingsprogramm verbessern lie\u00df: Die trainierten Kinder waren sp\u00e4ter den nicht trainierten Kindern der Kontrollgruppe im Lesen- und Rechtschreiben signifikant \u00fcberlegen.<\/p>\n In Anlehnung an das Programm von Schneider \/ K\u00fcspert entwickelte Chr. Christiansen das F\u00f6rderprogramm \u201eWuppis Abenteuer-Reise durch die phonologische Bewusstheit\u201c. Es wird ebenfalls im letzten Halbjahr vor der Einschulung durchgef\u00fchrt und beansprucht etwa 17 Wochen. Die \u00dcbungen sind hier in einen Handlungsrahmen eingebettet.<\/p>\n Kritisch anzumerken sei, dass die pr\u00e4ventive Wirksamkeit solcher Trainingsprogramme abh\u00e4ngig ist von der regelm\u00e4\u00dfigen und systematischen Durchf\u00fchrung. In der Praxis d\u00fcrfte es jedoch oft schwierig sein, die \u00dcbungen in der gew\u00fcnschten Regelm\u00e4\u00dfigkeit durchzuf\u00fchren. \nZudem beschr\u00e4nkt sich der Einsatz der Programme auf das letzte Halbjahr vor der Einschulung, l\u00e4sst also die j\u00fcngeren Kinder weitgehend au\u00dfer Acht. F\u00fcr den Bereich der elterlichen F\u00f6rderung erscheinen diese Programme zudem weitgehend ungeeignet.<\/p>\n Meiner Ansicht nach sollten dagegen Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher Singen, Musizieren, Rhythmik- und Bewegungsspiele, Reim- und Klatschspiele verst\u00e4rkt unter dem Aspekt betrachten, dass sie eine wesentliche Bedeutung f\u00fcr den Schriftspracherwerb haben und die entsprechenden F\u00e4higkeiten f\u00fcr die Kinder nahezu unbemerkt und spielerisch f\u00f6rdern.<\/p>\n\n\n\n <\/p>\n Abschlie\u00dfend m\u00f6chte ich noch auf die von mir verfassten Mitmachb\u00fccher Wolle bei den Piraten<\/strong><\/em> und Wolles Weihnachtstraum<\/strong><\/em>, erschienen in der Reihe \u201eB\u00e4renstarke Sprachf\u00f6rderung\u201c, hinweisen. Gem\u00e4\u00df dem Prinzip, dass alles Lernen in der Kita und zu Hause mit Freude und viel Spa\u00df erfolgen sollte, verbinden die Mitmachb\u00fccher das Vorlesen mit konkreten Aspekten der F\u00f6rderung. In diesem Zusammenhang werden F\u00e4higkeiten und Fertigkeiten gef\u00f6rdert, die zu einer guten phonologischen Bewusstheit geh\u00f6ren, wie z. B. das Hin- und Zuh\u00f6ren, das Sprechen in Silben, das Reimen und das Heraush\u00f6ren von Anlauten. Da keine k\u00fcnstliche Lernsituation geschaffen werden muss, eignen sich die Mitmachb\u00fccher insbesondere auch f\u00fcr F\u00f6rderung im Elternhaus.<\/td>\n <\/td>\n<\/tr>\n<\/tbody>\n<\/table>\n Zusammenfassend l\u00e4sst sich feststellen, dass die F\u00f6rderung der phonologischen Bewusstheit einen besonders hohen Stellenwert in der Kindertagesst\u00e4tte und ggf. auch bei der F\u00f6rderung im Elternhaus haben sollte, weil sie nachgewiesenerma\u00dfen von gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr den Schulerfolg ist. Dabei erscheint es sinnvoll, bereits sehr fr\u00fch mit geeigneten Ma\u00dfnahmen die entsprechenden F\u00e4higkeiten und Fertigkeiten zu \u00fcben. Entsprechende Programme stehen zur Verf\u00fcgung. Daneben sollte man aber nicht zuletzt auch auf altbew\u00e4hrte Spiele und \u00dcbungen zur\u00fcckzugreifen. Die Durchf\u00fchrung von H\u00f6r- und Sprachspielen jeder Art f\u00f6rdert die Sprachwahrnehmungsleistungen von Kindern und schafft damit die Voraussetzungen f\u00fcr den Schulerfolg.<\/p>\n <\/h2>\n Literatur<\/h2>\n Barth, K.: Fr\u00fcherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und M\u00f6glichkeiten der Pr\u00e4vention, KiTa aktuell, 2001, Heft 10<\/p>\n K\u00fcspert, P.: Wie Kinder leicht lesen und schreiben lernen, Ratingen 2001<\/p>\n K\u00fcspert, P.\/ Schmeider, W.: H\u00f6ren, Lauschen, Lernen; Sprachspiele f\u00fcr Kinder im Vorschulalter, G\u00f6ttingen 2000<\/p>\n Christiansen, C.: Wuppis Abenteuer-Reise durch die phonologische Bewusstheit, Oberursel 2005<\/p>\n Schmitz, E.: Wolle bei den Piraten, Ein Mitmachbuch, Berlin 2011<\/p>\n Schmitz, E.: Wolles Weihnachtstraum, Ein Mitmachbuch, Berlin 2011 \nKontaktadresse Elisabeth Schmitz: lisbeth.schmitz(at)gmx.de<\/strong>[\/vc_column_text][\/vc_column][\/vc_row]<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Im Kitaalter eignen sich Kinder Grundfertigkeiten und \u2013f\u00e4higkeiten an, die sp\u00e4ter beeinflussen, wie gut und wie schnell sie die Schriftsprache erwerben. 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