Mit Messer, Gabel und Löffel
Herr Löffel und Frau Gabel, die zankten sich einmal.
Der Löffel sprach zur Gabel: Frau Gabel, halt den Schnabel, du bist ja bloß aus Stahl!
Frau Gabel sprach zum Löffel: Ihr seid ein großer Töffel
mit eurem Gesicht aus Zinn, und wenn ich euch zerkratze mit meiner Katzentatze,
so ist eure Schönheit hin!
Das Messer lag daneben
und lachte: Gut gegeben!
Der Löffel aber fand:
Mit Herrn und Frau aus Eisen ist nicht gut Kirschen speisen, und küsste Frau Gabel galant – die Hand.
(Christian Morgenstern)
Auf unsrer Wiese gehet was,
Watet durch die Sümpfe.
Es hat ein schwarzweiß Röcklein an,
Trägt auch rote Strümpfe,
Fängt die Frösche schwapp, wapp, wapp,
Klappert lustig klapperdiklapp.
Wer kann das erraten?
Ihr denkt, das kann der Storch nur sein,
Watet durch die Sümpfe.
Er hat ein schwarzweiß Röcklein an,
Trägt auch rote Strümpfe,
Fängt die Frösche schwapp, wapp, wapp,
Klappert lustig klapperdiklapp.
Nein, das ist die Störchin!
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
Das Hexen-Einmaleins
Du musst verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei lass gehn,
Und Drei mach gleich,
so bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs –
So sagt die Hex –
Mach Sieben und Acht,
So ists vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins,
Das ist das Hexen-Einmaleins!
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832)
Die Gäste der Buche
Mietegäste vier im Haus
Hat die alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus,
Nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock
Und gesparten Samen
sitzt ein Protz im ersten Stock;
Eichhorn ist sein Namen.
Weiter oben hat der Specht
Seine Werkstatt liegen,
Hackt und zimmert kunstgerecht,
Daß die Späne fliegen.
Auf dem Wipfel im Geäst
Pfeift ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest.
Miete zahlt nicht einer.
(Rudolf Baumbach, 1842 – 1905)
Ein Frühlingsgedicht
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
Im goldnen Sonnenschein.
Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
Das Bächlein rauscht zu Tal,
Es grünt die Saat, es blinkt der See
Im Frühlingssonnenstrahl.
Die Lerchen singen überall,
Die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
Und auch der Kuckuck bald.
Nun jauchzet alles weit und breit,
Da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
(Droste-Hülshoff, Annette)
Eine Feder
Ein Federchen flog durch das Land;
Ein Nilpferd schlummerte im Sand
Die Feder sprach: „Ich will es wecken!“
Sie liebte, andere zu necken.
Aufs Nilpferd setzte sich die Feder
Und streichelte sein dickes Leder.
Das Nilpferd sperrte auf den Rachen
Und musste ungeheuer lachen.
(Joachim Ringelnatz, 1883 – 1934)
Vom Riesen Timpetu
Pst! Ich weiß was. Hört mal zu!
War einst ein Riese Timpetu.
Der arme Bursche hat – oh Graus –
im Schlafe nachts verschluckt ’ne Maus.
Er lief zum Doktor Isegrimm:
„Ach Doktor! Mir geht’s heute schlimm.
Ich hab‘ im Schlaf ’ne Maus verschluckt,
die sitzt im Leib und kneipt und druckt.“
Der Doktor war ein kluger Mann,
man sah’s ihm an der Nase an.
Er hat ihm in den Hals geguckt.
„Wie? Was? Ne Maus habt ihr verschluckt?
Verschluckt ’ne Miezekatz dazu,
so lässt die Maus euch gleich in Ruh.“
(Alwin Freudenberg, 1873-1930)
Gedichte
Vielen Dank für die tolle Gedichtesammlung! Die kann ich sehr gut zur Arbeit mit legasthenen Kindern brauchen.
Liebe Grüße!
Gedichte
Das freut uns sehr! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei der Arbeit mit den Kindern,
liebe Grüße
Heike