Eine kleine Auswahl tierischer, verrückter und nachdenklicher Gedichte von Silke Stein dürfen wir freundlicherweise auf kitakram veröffentlichen.
Schaut mal rein, es lohnt sich!
Das Copyright für die folgenden Gedichte liegt bei Silke Stein. Weitere Gedichte und Geschichten von ihr findet ihr auf ihrer Webseite:
Gedichte und Geschichten von Silke Stein
Sylvester am Südpol
Es sind rund hundert Pinguine,
Im Frack mit feierlicher Mine,
Die dicht an dicht versammelt stehen,
Den Jahreswechsel zu begehen.
Auf den erstarrten Wassermassen
Schmieden sie Pläne und sie lassen
Das alte Jahr Revue passieren
Und trippeln, um nicht festzufrieren.
Die letzten Stunden die vergehen
Und die polaren Winde wehen,
Während sie ihre Plätze tauschen
Und ihre warmen Federn bauschen.
Was sie sich wünschen und erhoffen,
Erwarten, träumen, das ist offen.
Die Sterne blinken über ihnen
Und fühlen mit den Pinguinen.
Denn um Mitternacht am Pol
Weiß jeder Pinguin es wohl
Und die Erkenntnis ist sehr alt:
Im neuen Jahr da bleibt es kalt.
Der Elefant
Es ist nicht jedem schon bekannt,
In London lebt ein Elefant,
Der zwei verschiedne Ohren hat.
Er ist die Attraktion der Stadt.
Das kleine ist von seiner Mutter,
Ner feinen Dame aus Kalkutta.
Das große stammt vom Herrn Papa,
Der König war in Afrika.
Sie trafen sich durch Zufall nur
Auf einer großen Zirkustour.
So seltsam fremd und doch bekannt,
Die Herzen waren gleich entflammt.
Die beiden gaben sich das Ja
Und bald war auch der Kleine da.
Ein echtes Kind der Liebe eben:
Doch er muss mit den Folgen leben.
Befragt ob’s ihm Probleme macht,
Da hat er mich glatt ausgelacht:
„Ach, damit hab ich nichts am Hut,
Ich hör auf beiden Ohren gut!“
Das Nürsel
Ich bin der Rest vom Apfel, die Kerne in mir wohnen,
mich zu verspeisen wird geschmacklich sich nicht lohnen.
Ich habe viele Namen, daran kann man’s ermessen,
auch als Kitsche oder Gnietsch will mich keiner essen.
Bin ich da, wirft man mich fort, total kahl und abgenagt,
wie es mir dabei so geht, hat mich niemand je gefragt.
Traurig bin ich aber nicht, ich geb den Samen Räume,
daraus werden dann vielleicht ganz neue Apfelbäume.
Einen Wunsch hätt ich jedoch,
und das mein ich nicht als Witz,
ich stände gern im Duden drin,
dort nähme man von mir Notiz.
Im verrückten Zoo 1. Komm mit auf einen Rundgang durch den verrückten Zoo. Dort leben viele Tiere, die gibt’s sonst nirgendwo. |
2. Die sonderbaren Namen Hast du noch nie gekannt Und willst du sie verstehen, Benutz deinen Verstand. |
3.Hör doch, im Gras da vorne Brüllt der alte Wöle Und der kleine Basennär Brummt in seiner Höhle. |
4.Kadaku und Gapapei, Guck mal, da fliegen sie, Kleine und große Vögel, Doncor und Bolikri. |
5.Im Bassin hier tummeln sich Fröhlich die Heesunde, Ein Ralwoss blickt vom Felsen Schläfrig in die Runde. |
6.Rigaffe kann von oben Auf uns herunterschauen, Während Makel und Mala In aller Ruhe kauen. |
7.Ein mächtiger Rogilla Der klopft sich auf den Bauch, Das tun die Vapiane Und die Pimschansen auch. |
8.Aufmerksam und verschlagen Lauert das Krodokil, Die uralte Kildschröte Jedoch sieht nicht mehr viel. |
9.Ob Bezras und Zagellen Oder Turmelmiere: In diesem Zoo gibt es nur Rätselhafte Tiere. |
10.Hast du darüber nachgedacht? Ist die Lösung dir geglückt? Ja, hier sind nicht die Tiere Nur die Buchstaben verrückt! |
Ein einsamer Reiher
Es stand mal ein einsamer Reiher
Auf einem gefrorenen Weiher
Und blickte durch die klare Schicht
Den Fischen mitten ins Gesicht.
Die waren in der kalten Zeit
Unter dem Eis in Sicherheit,
Weshalb sie ausgelassen lachten
Und freche Reiherscherze machten.
Der arme Vogel fühlte sich
An diesem Tag sehr unglücklich.
Er hatte wirklich Grund zum Klagen
Und außerdem noch nichts im Magen.
Doch sprach er zu sich selber: Schluss
Mit Trübsinn und Verdruss, ich muss
Mit Hoffnung in die Zukunft schauen,
Denn schon sehr bald da wird es tauen.