Ein Gastbeitrag von Svenja Gleffe
Die Zusammenarbeit von Eltern und Fachkräften stellt im pädagogischen Alltag einen entscheidenden und wichtigen Pfeiler dar, der alles stützt. Es ist daher wichtig, sich im Umgang und in der Kommunikation mit Eltern und Erziehungsberechtigten ressourcenorientiert und wertschätzend zu verhalten. „Belehrendes“ Verhalten ist dabei völlig fehl am Platz.
Als pädagogische Fachkraft liegt einem das Wohl der Kinder sehr am Herzen. Um dieses Wohl beobachten und fördern zu können, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Eltern unabdingbar. Kinder haben feinfühlige „Antennen“. Bemerken sie, dass die Erzieherin / der Erzieher die Eltern nicht mag oder umgekehrt, geraten sie schnell in einen Loyalitätskonflikt. Ein Kind wird in der Regel zu seinen Eltern halten. Jedoch mag es die Erzieherin auch. Was soll es tun?
Eltern möchten ernst genommen werden und Mitspracherecht haben. Daher ist es wichtig, die Eltern als Experten ihres Kindes anzuerkennen. Pädagogische Fachkräfte sollten in der Kommunikation im „Wir“ bleiben, immer mit dem Fokus auf das Wohl des Kindes. Somit besteht eine bessere Chance, dass die Eltern von allein bei der Erzieherin pädagogischen Rat suchen, da sie den vertrauensvollen Umgang auf Augenhöhe schätzen. Eine belehrende „Rede“, schreckt nur ab.
Was das Thema „Elternarbeit“ betrifft, bietet es sich an, sich regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen. Wie ist das Familienleben in der heutigen Gesellschaft? In welchen konkreten Situationen befinden sich die Familien der Gruppe, der Kita oder der Ganztagsbetreuung (kulturell/finanziell/beruflich/Familienkonstellation etc.). Je besser man die aktuelle Situation der jeweiligen Familie kennt, desto empathischer kann man reagieren. Beispielsweise, wenn ein angespannter Elternteil vor einem steht. Heutzutage besteht ein großer Abstand, zwischen dem Anspruch und der Wirklichkeit der Rolle als Eltern. Die Stellung eines Kindes innerhalb der Gesellschaft hat sich grundlegend verändert. Die Belastungen sind größer geworden (Beruflicher Druck und Stress, Geld reicht trotz Vollzeitstelle nicht aus, zeitlich durchgetakteter Tagesablauf etc.).
Professionelle Nähe und Distanz
Mit der Empathie geht jedoch auch das Gleichgewicht zwischen professioneller Nähe und Distanz einher. Eine Erzieherin kann beratend innerhalb ihrer Arbeitszeit den Eltern zur Seite stehen, was das Wohl des Kindes betrifft. Sie ist jedoch nicht dafür zuständig Anträge für die Eltern auszufüllen, das Kind in Vereinen anzumelden oder sich paartherapeutisch für die Beziehungs- und Eheprobleme der Elter zur Verfügung zu stellen. Denn es gibt Grenzen.
Grenzen, die eingehalten werden sollten:
Hier ein paar Hinweise zur Grenzsetzung:
- Eine Erzieherin ist nicht die Ratgeberin für alle Lebenslagen und keine Therapeutin.
- Eine Erzieherin ist nicht die beste Freundin und arbeitet in ihrer Funktion erziehungsergänzend. Die volle Verantwortung für das Kind liegt bei den Eltern!
- Eine Erzieherin muss nicht bei einem zufälligen Zusammentreffen im Supermarkt oder bei anderen Freizeitaktivitäten mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie von Kita -Eltern angesprochen wird. Diese Grenze darf sie auch formulieren.
- Eine Erzieherin muss nicht auf Anfragen oder Nachrichten in sozialen Netzwerken antworten, wenn sie von Kitaeltern oder Erziehungsberechtigten auf diesen kontaktiert wird. Sie sollte dies unbedingt bei den Eltern ansprechen und die Leitung darüber informieren.
- Eine Erzieherin sollte vorher einheitlich im Team absprechen, ob die Erzieher/innen
„geduzt“ oder „gesiezt“ werden sollen.
Diese Grenzen sollten in erster Linie aus Selbstschutz der Erzieherin eingehalten und transparent gemacht werden.
Grenzüberschreitungen seitens Eltern kommen vor, sind aber nicht die Regel des pädagogischen Alltags. Generell sollte allen Eltern mit Respekt, Wertschätzung und Anerkennung begegnet werden. Zuhören, im professionellen Rahmen die helfende Hand reichen, ja! Immer und überall jeden Wunsch erfüllen und zu jeder Zeit verfügbar sein und elterliche Verantwortung übernehmen, ein ganz großes NEIN!
Svenja Gleffe ist ausgebildete Kinderpflegerin und Erzieherin und arbeitete viele Jahre als Gruppenleitung im Kitabereich. Sie absolvierte darüber hinaus ein Studium zur Fachkraft für frühkindliche Entwicklungsberatung. Derzeit ist Frau Gleffe als freiberufliche Autorin im frühkindlichen Bildungsbereich tätig.
Kontakt: svenja.gleffe.info@web.de