Das Spiel ohne in der Nutzung festgelegtes Spielzeug ist geprägt von Lösungssuche, Phantasie und Kreativität.

Spielzeugfreie Zeit – was bedeutet das konkret?
In einer spielzeugfreien Zeit werden alle vorgefertigten Spielzeug, die sich Erwachsene für das Spiel der Kinder ausgedacht haben, für einen begrenzten Zeitraum aus den Kita- oder Horträumen entfernt. Lediglich Möbel wie Regale, Tische und Stühle sowie nutzungsoffene Materialien wie Seile, Tücher, Decken oder Kissen verbleiben in den Räumen. Während der Zeit werden von Erwachsenen keine Angebote oder Projekte initiiert, es gibt also viel weniger von pädagogischen Fachkräften festgelegte Strukturen. Ausnahme stellen Situationen wie das Mittagessen oder die Ausruhsituation dar.
Spielzeugfreie Zeit – bewährt oder noch am Anfang?
Das Projekt Spielzeugfreie Zeit wurde ursprünglich in Bayern entwickelt. Ein Suchtarbeitskreis machte sich 1981 Gedanken, wie schon junge Kinder präventiv in ihren Kompetenzen gefördert werden können, um später gegenüber Stress, schwierigen Situationen und Suchtgefahren besser gewappnet zu sein. In einer Spielzeugfreien Zeit sind Kinder mit ganz neuen, ungewohnten Situationen konfrontiert und müssen neue Weg finden. Neue Wege im Umgang mit Materialien, in der Lösungssuche, in der Ideenfindung und im sozialen Miteinander. Die Kompetenzen der Kinder sind nun mal ganz anders gefragt und neue Ressourcen kommen zum Vorschein.
Wie lange dauert eine Spielzeugfreie Zeit?
In der Regel wird eine Zeit von ca. 2-3 Monaten empfohlen. Manche Hort- oder Kitaeinrichtungen führen aufgrund sehr positiver Erfahrungen jedes Jahr eine Spielzeugfreie Zeit durch. Dauert die Spielzeugfreie Zeit unter 6 Wochen, besteht meines Erachtens nach die Gefahr, dass die Kinder und Erwachsenen gerade mal in das neue Setting hineingewachsenen sind und schon endet es quasi.
Es kommt nicht selten vor, dass eine Spielzeugfreie Zeit ursprünglich für 2 bis 3 Monate geplant ist und sich die Kinder dann eine Verlängerung wünschen. So geschehen in einer Berliner Kindergruppe, die letztendlich 6 Monate ohne strukturiertes Spielzeug war (Die wirklich interessanten Erfahrungen dieser Kindergruppe könnt ihr in der Zeitschrift „klein&groß“ 6/2015 nachlesen. Ich hatte das Glück, dass ich die beiden Erzieherinnen Heidi und Ursula interviewen konnte).

Oftmals bilden sich sich in der Zeit ohne in der Nutzung festgelegter Spielmaterialien ganz neue Konstellationen in der Kindergruppe.
Häufige Beobachtungen in der Spielzeugfreien Zeit:
- Zu Beginn sind einige Kinder zuweilen unsicher und ohne Ideen. Die Lautstärke in den Räumen kann ansteigen.
- Einige Kinder stecken vom ersten Tag an voller Tatendrang und zeigen sich sehr kreativ.
- Die Ideen und Erfindungen der Kinder werden von Tag zu Tag umfassender: komplexe Maschinen, Häuser und Höhlen werden gebaut.
- Häufiger als sonst entwickeln die Kinder neue Rollenspiele in kleinen und großen Gruppen.
- Die Kinder reden viel miteinander: Regeln werden ausgehandelt, Ideen diskutiert, die Verteilung von Materialien besprochen und Erfahrungen ausgetauscht.
- Auch die ErzieherInnen haben anfangs Schwierigkeiten sich von der Rolle der AnleiterInnen/MotiviererInnen/IdeengeberInnen in eine rein beobachtende Rolle zu begeben.
- Nach wenigen Tagen entwickeln die Kinder immer neue Ideen und es herrscht eine regelrechte Aufbruchsstimmung. Fast alle Kinder können nun mit dem reduzierten Materialangebot gut umgehen.
- Den meisten Kindern gefällt die Spielzeugfreie Zeit zunehmend. Auch viele Eltern geben positives Feedback.
- Nach Beendigung der spielzeugfreien Zeit wird das alte Spielzeug wieder dankbar angenommen.
Was gilt es im Vorfeld des Projekts Spielzeugfrei unbedingt zu beachten? 4 Schritte der Vorbereitung:
Möchtet ihr einen Teamtag zum Thema Spielzeugfreie Zeit durchführen, und das ganz praktisch und mit viel Spaß? Dann meldet euch gerne bei mir: Fortbildungen mit Heike Westermann
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