Mia – meine ganz besondere Freundin
Dagmar Eiken-Lüchau
Neufeld Verlag
30 Seiten, 14,90 €
ISBN 9783862560790
Empfohlenes Alter: ab 3 Jahren
Ich sage es gleich vorweg: dieses Bilderbuch ist einfach phantastisch, es veranschaulicht altersgerecht und sehr einfühlsam das Thema frühkindlicher Autismus. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Lotte erzählt, die einen Kindergarten besucht. Sie erzählt von ihren Freundinnen und Freunden und eine davon ist Mia. Mia hat blonde Locken und tanzt gern. Ein ganz normales Mädchen, aber dabei besonders. Wenn Mia spricht, versteht Lotte sie nicht, manchmal fängt Mia laut an zu schreien oder durch die Gruppe zu rennen.
Lotte berichtet von ganz normalen Alltagssituationen aus der Kita, wie sie jeden Tag passieren. Berührend wird eine Situation am Frühstückstisch beschrieben: „Da nahm Mia plötzlich Sofias Hand und legte sie auf die Brotdose. Sie drückte Sofias Hand ganz fest darauf. Sofia und ich wussten sofort, was das heißen könnte: Sofia sollte Mia helfen, an ihr Brot zu kommen – sie sollte die Brotdose für Mia öffnen. Und sie schaffte es auch. Plopp – da war die Dose auf! Mia nahm ihr Brot und frühstückte genauso wie wir. Da habe ich gemerkt, dass Mia doch irgendwie mit uns reden kann. Toll, oder?“
Die Autorin des Buches hat die Geschichte von Lotte und Mia ursprünglich für die Kita ihrer Tochter geschrieben. Mia gibt es wirklich, sie ist die jüngste Tochter von Frau Eiken-Lüchau. Als Mia kurz vor dem Eintritt in den Kindergarten stand, suchte ihre Mutter nach einer Geschichte oder einem guten Bilderbuch, um den Kindern der Gruppe das Verhalten von Mia zu erklären und ihnen die Kontaktaufnahme zu Mia zu vereinfachen. Doch sie wurde nicht fündig, so schrieb sie kurzerhand selbst eine Geschichte. Und das ist ihr aus meiner Sicht hervorragend gelungen.
Warum braucht Mia nicht wie die anderen Kinder im Morgenkreis sitzen bleiben? Was macht der Erzieher Max, um die heftig schreiende Mia nach einem Streit um ein Spielzeug zu trösten? Wie kann eine Kontaktaufnahme erfolgen, wenn Mia scheinbar mit ihren Gedanken ganz weit weg ist? All diese Thematiken sind Bestandteil der Geschichte.
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Dieses Buch unterstützt Kinder darin, das Verhalten und die Gefühle von Kindern, die anders reagieren, als sie selbst, verständlich zu machen. In „Mia – meine ganz besondere Freundin“ geht es um frühkindlichen Autismus, aber das Wort Autismus kommt in der Geschichte nicht vor. Somit kann das Buch generell zum Thema Vielfalt vorgelesen werden.
Es geht um die Stärken eines jeden Kindes, um die kleinen, zwischenmenschlichen Momente, wie z.B. ein kleines, reagierendes Lächeln und um das Entdecken und Akzeptieren von Unterschiedlichkeiten. Dabei ist die Geschichte an keiner Stelle belehrend oder beängstigend, sondern für Kinder eine ganz normale Geschichte aus ihrer Erlebniswelt Kita und Kindergemeinschaft.
Im Anhang des Buches gibt es zweiseitige Beschreibung zu unterschiedlichen Formen von Autismus. Die Beschreibung wird euch helfen, Kindern Fragen zu Autismus zu beantworten. Älteren Kitakindern könnt ihr den Text auch gut vorlesen. Hier ein kleiner Auszug: „(…..) Das passiert den Autisten in solchen Momenten dann auch regelmäßig. Es wird ihnen alles zu viel und sie beginnen zum Beispiel zu schreien oder zu weinen. Sie laufen im Kreis, wiegen sich hin und her oder klatschen in die Hände. Weil das mit der vielen Wahrnehmung so anstrengend ist, geschieht es auch oft, dass Autisten abschalten und gar nicht mehr reagieren……“
Wie schön, dass es dieses Bilderbuch gibt. Wer es noch nicht hat, sollte es sich unbedingt anschaffen!
Rezension: Heike von kitakram.de